Generelle Informationen zu Ägypten:

Hier versuche ich ihnen Infos über Ägypten, die nicht in obige Kategorien passen, zu geben.  Allgemeine Fragen wie Klima, Wetter, Religion usw. sollen hier behandelt werden.

 


Allgemeine Infos zu Land und Leuten:

Offizieller Landesname: Arabische Republik Ägypten

Offizielle Landessprache ist Arabisch (Handels- und Bildungssprachen sind Englisch und Französisch). 

Religion: der Großteil der Ägypter(ca. 90%) glaubt an den Islam (Die Mehrheit davon sind Sunniten), ca. 10% sind koptische Christen (in manchen Städten z.B. in Luxor gibt es sogar Kirchen für evangelische Christen) und es gibt auch eine kleine jüdische Gemeinde.

Klima: Arid; Trockenes Wüstenklima in Landesinneren; Mediterran im Norden an der Mittelmeerküste

Landeswährung: EGP / EP (Egyptian Pound) oder LE (Livre Egyptienne). Die Ägypter selbst nennen ihr Geld „Gineh“

Bevölkerung: etwa 100 Millionen - stark steigend!

Fläche: ca. 1.020.000 km2

Hauptstadt: Kairo

Ägypten ist in 26 Landesbezirke, s.g. Gouvernorate eingeteilt.

 

Staatsform: Präsidialrepublik seit 1953. Verfassung von 1971, seit 1981 gelten Notstandsgesetze. Zweikammerparlament (Volksversammlung und Shura-Rat). Unabhängig seit 1922 (ehemaliges britisches Protektorat)

 

Religion:

Ägypten ist heute ein islamisches Land. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Ägyptens sind Muslime. Sie dominieren mit ihrer Religion und Kultur das gesellschaftliche Bild des Landes. So wie seit dem Mittelalter in Europa die Kirchen mit ihren Türmen das Stadtbild prägen, so charakterisieren Moscheen mit ihren Minaretten die ägyptische Stadt. Die Gebetszeiten der Gläubigen bestimmen den Rhythmus des Alltags Das war nicht immer so. Es gab drei große Phasen in der ägyptischen Geschichte: die Periode des pharaonischen Altertums mit dem Glauben an die altägyptische Götterwelt, die christliche Phase, in der die koptische Kirche entstand, und die islamischen Phase.

 

Islamisches Glaubensbekenntnis und religiöse Pflichten

Das islamische Glaubensbekenntnis (arab. „Schahada“) lautet in etwa: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und dass Mohammed der Prophet (bzw. Gesandte) Allahs ist“. Spricht man dieses Glaubensbekenntnis vor Zeugen laut und deutlich und bei vollem Bewusstsein aus, wird man in der Regel als Muslim anerkannt. Natürlich ist es mit dem Glaubensbekenntnis nicht getan. Es gibt auch zahlreiche religiöse Pflichten, die ein frommer Muslim zu erfüllen hat. Insgesamt gibt es die sogenannten fünf Säulen des islamischen Glaubens. Neben dem Glaubensbekenntnis gehören dazu auch die regelmäßigen Gebete (arab. „Salah“). Zu den Gebetszeiten werden die Gläubigen vom Muezzin (Gebetsausrufer) gerufen, der vom Minarett der Moschee aus ruft, und zwar fünfmal am Tage: bei Sonnenaufgang, zur Mittagsstunde, am Nachmittag und bei Sonnenuntergang sowie am späten Abend. Viele arbeitende Moslems nehmen aber nicht an allen Terminen in der Moschee teil, aber man sieht in vielen "Ecken" Teppiche liegen, die für die Gebete genutzt werden.

Ebenso wichtig ist die Einhaltung der Fastenzeiten (arab. „Saum“) während des Monats Ramadan. Besonders verdienstvoll ist es, wenn man es schafft, mindestens einmal im Leben nach Mekka zu pilgern (Pilgerfart, arab. „Hadsch“). Dann gibt es die moralische Verpflichtung zur Armensteuer oder zum Almosen (arab. „Sakat“), um die armen Mitmenschen an der Gemeinschaft teilhaben zu lassen. Schließlich soll sich der Gläubige dem Dschihad widmen, dem heiligen Krieg. Dieser Krieg muss nicht unbedingt als bewaffneter Kampf gegen Ungläubige verstanden werden. Es ist auch gemeint, den Krieg mit sich selbst und den täglichen Versuchungen zu führen; es geht sozusagen um das Bestreben, trotz aller Schwierigkeiten im alltäglichen Leben ein standhafter Moslem (Muslim) zu bleiben. Natürlich gehört auch dazu, im gegebenen Fall Ungläubige vom wahren Glauben zu überzeugen oder Gegner des Islams zu bekämpfen.

 

Zu diesen fünf Säulen des Islams (zusammengefasst: Glaubensbekenntnis, Gebet, Fasten, Almosen, Pilgerfahrt) kommen noch zahlreiche andere gesellschaftliche Regeln und Normen, die das Zusammenleben in einer islamischen Gesellschaft determinieren. Dazu gehören strenge Regeln beim Umgang zwischen Mann und Frau und Speiseverbote (kein Alkohol, kein Schweinefleisch). Wie im Christentum und Judentum gilt auch im Islam die Zinswirtschaft als unmoralisch (so erwähnt im Koran, Sure 2, Verse 276 bis 283). Daher gibt es Bemühungen, Geldwirtschaft und Bankgeschäfte nach Kriterien zu gestalten, die moralisch mit dem Islam vereinbar sind. Allgemein gilt jede Art von Spekulation und Glücksspiel als moralisch verwerflich.

 

Die Moschee als religiöses und gesellschaftliches Zentrum

Wichtigstes Gebäude in einer islamischen Gemeinschaft ist die Moschee. Die Moschee ist das religiöse Zentrum und der Versammlungsort der Gläubigen. Zentraler Gebäudeteil sind die Halle oder der Hof, in dem die Gemeinde ihre Gebete verrichtet. Die Gläubigen orientieren sich während ihrer Gebete in Richtung Mekka, der Stadt des Propheten Mohammed. An der entsprechenden Wand befinden sich die Gebetsnische (Mihrab) und die Kanzel für die Predigten (Minbar). Die meisten Moscheen haben einen oder mehrere Türme (Minarette) für die Gebetsausrufer (Muezzine). Häufig ist der Moschee auch eine Koranschule (Madrasa) angeschlossen. Während die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude in Ägypten vielerorts wenig gepflegt wirken und nur aus einfachen Ziegeln oder mit billigen Betonkonstruktionen errichtet worden sind, wird für den Bau und den Unterhalt der Moschee höchster Aufwand betrieben: Meistens sind die Moscheen die schönsten Gebäude eines Ortes und aus wertvollen Steinmaterialen errichtet. Im Mittelalter wurde beim Bau der großen Prachtmoscheen mehr Sorgfalt an den Tag gelegt als für den Bau von Palastanlagen.

 

Islamischer Fundamentalismus versus moderater Islam

Es ist wichtig zu betonen, dass die Bewegung der Muslimbruderschaft nicht deckungsgleich mit dem islamischen Fundamentalismus in Ägypten ist. Tatsächlich gibt es viele unterschiedliche Bewegungen und Strömungen. Auch unter den Fundamentalisten sind nur die Wenigsten Anhänger von gewaltbereiten Splittergruppen. Selbst strenggläubige Muslime, die alles Westliche als dekadent ansehen und daher ablehnen, distanzieren sich deutlich von den Gewalt- und Terrorakten der al-Qaida-Gruppen. Man findet in Ägypten alle möglichen Ausrichtungen des islamischen Glaubens und unterschiedliche Interpretationen des Korans. Die Meinungen darüber, welche moralischen Grundsätze ein gläubiger Muslim und eine gläubige Muslimin zu befolgen haben, stimmen zwar im Grundsatz überein, doch gibt es unterschiedliche Ansichten darüber, wie streng Gebote und Verbote einzuhalten sind. Dies wird gerade in den Jungendbewegungen offensichtlich. An den Hochschulen und Universitäten leben die westlich orientierten Ägypter mit den strenggläubigen zusammen: z.B. junge Frauen in Jeanshosen und junge Frauen mit Kopftuch; die einen hören in den Vorlesungspausen westliche Popmusik auf ihrem MP3-Player oder surfen im Internet, die anderen lesen den Koran; die einen verbringen in gemischten Gruppen, d.h. Jungen und Mädchen zusammen, den Tag im Park, die anderen achten strikt auf Geschlechtertrennung. Dennoch können beide Gruppen jeweils von sich behaupten, gute Muslime zu sein. In den letzten Jahren hat der Einfluss aus Saudi-Arabien an Stärke gewonnen. Viele Ägypter können per Satellit saudische Fernsehprogramme empfangen, deren Sendungen oft religiösen Inhalts sind. Auch die vielen ägyptischen Gastarbeiter, die den Lebensunterhalt ihrer Familie in den Golfstaaten verdienen, tragen zum Einfluss neuer religiöser Tendenzen bei. Die Motivationen der Saudis sind offensichtlich, denn seit vielen Jahrzehnten waren ihnen die arabisch-sozialistischen Bewegungen, die unter anderem stets für eine Verstaatlichung der Erdölfelder eintreten, ein Dorn im Auge. Und der pan-arabische Nationalismus gilt den Saudis als unreligiös.

 

Konsequenzen für den Tourismus

Die fundamentalistischen Bewegungen sehen die Tourismusentwicklung Ägyptens kritisch. Sie stören sich an der Ignoranz und am unsensiblen Umgang vieler Reisender mit den islamischen Begebenheiten des Landes. Außerdem finden sie es respektlos, dass die Mehrheit der Touristen Denkmäler aus der Zeit der Pharaonen besichtigen möchte und die Moscheen (scheinbar) als zweitrangige Sehenswürdigkeiten abgetan werden. Andererseits wird es auch ungern gesehen, wenn Ungläubige Moscheen betreten. Die stärkste Bedrohung sehen die islamischen Fundamentalisten jedoch in dem Einfluss westlicher Medien, durch welche die junge Generation zur sündhaften und unmoralischen Lebensweise angehalten werde. Ein weiterer Grund ist, dass die säkulare Regierung des Landes und die Wirtschaftselite Ägyptens eher westlich orientiert sind und vom Tourismusboom profitieren. Durch Anschläge hoffen radikale Fundamentalisten den Devisenstrom ins Land bremsen zu können und somit der Regierung die ökonomische Basis zu entziehen. Besonders in den 1990er Jahren gab es vereinzelte Anschläge gegen Touristen. Allerdings sind diese radikalen Ansichten und Aktivitäten nur mit einer besonders radikalen Minderheit in Verbindung zu bringen. Die allermeisten Ägypter sehen den Tourismus als positiven Beitrag zur Wirtschaft des Landes. Millionen Ägypter profitieren direkt oder indirekt von den Devisen der Ausländer. Reisegäste und Touristen können die Entwicklung aktiv beeinflussen, indem sie sich in Ägypten mit religiösen Fragen auseinandersetzen, die islamischen Gesellschaftsvorstellungen respektieren, sich nicht nur in Moscheen sondern auch beim Gang durch die Stadt halbwegs zivilisiert kleiden (d.h. nicht in Badekleidung durch die Stadt gehen) und versuchen einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ägypter mögen es, wenn man sie und ihr Land lobt, die positiven Aspekte hervorhebt und die Menschen mit Respekt behandelt. So wird den Fundamentalisten der Boden für den Fremdenhass entzogen.

 

Der islamische Kalender

Der islamische Kalender unterscheidet sich wesentlich von unserem gregorianischen Kalender. Während der heutige internationale Kalender am Sonnenjahr ausgerichtet ist, handelt es sich beim islamischen Kalender um einen reinen Mondkalender. Die Mondphasen bestimmen den Rhythmus des Jahres. Mit jedem Neumond beginnt ein neuer Monat. Im Vergleich zum Sonnenjahr ist das Mondjahr um 11 Tage kürzer. Dadurch verschieben sich alle Fest- und Feiertage jedes Jahr um 11 Tage nach vorn. Nach rund 32 Jahren schließt sich der Kreislauf. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise der Fastenmonat Ramadan mal im Winter und mal im Sommer liegt. Eine islamische Woche (arabisch: „jaum al-ahad“, „erster Tag“) beginnt mit dem Sonntag und endet mit dem Samstag (arabisch: „jaum as-sabt“, „Sabat-Tag“). Der Gebets- und Feiertag der Woche ist der Freitag (arabisch: „jaum al-djum’a“, „Tag der Versammlung“). Am Freitag zieht es die Massen der gläubigen Muslime in die Moscheen zu den Freitagsgebeten. Die islamische Zeitrechnung beginnt nicht mit der Geburt Christi, sondern mit der Hedschra (Hidschra) des Propheten Mohammed, d.h. dem Auszug von Mekka nach Medina am 16. Juli 622. Das bedeutet, dass etwa unser Jahr 2008 dem islamischen Jahr 1429 entsprach. Allerdings werden heute in Ägypten beide Kalenderformen und Zeitrechnungen gleichzeitig benutzt, um im internationalen Kontext kommunizieren zu können. Der islamische Kalender dominiert vor allem im religiösen Bereich, der westliche Kalender im Wirtschaftsbereich.

 

Ramadan 2024:

12. 03.: Beginn des Fastenmonats Ramadan (kein Feiertag aber ein sehr wichtiges Datum, bzw. Tag)

10. - 12. 04.: Beginn des Aid El Fitr - Fest zum Ende des Ramadan (Dauer: 3 Tage) 

(vorläufige Daten - richtet sich nach Sichtung des Neumondes) 

 

Das Opferfest 2024: das wichtigste Fest der Muslime

17. - 19. 06.: Aid El Adha

(vorläufige Daten - richtet sich nach Beginn des Ramadans) 

 

Feiertage 2024

07.01.: Koptische Weihnachten

25.01.: Jahrestag der Revolution von 2011 (Heute: Tag der Polizei)

25.04.: Befreiung- und Räumung des Sinai

01.05.: Tag der Arbeit (genau wie bei uns)

03. - 05.05.: Koptische Ostern

06. 05.: Frühlingsfest

16. 06.: Arafat Tag 

30. 06.: Gedenktag an den Aufstand vom 30. Juni 2013

23. 07.: Tag der Revolution (Am 23.07.1952 wurde ein Militärputsch, mit dem Ziel König Faruk I. zu stürzen, durchgeführt.)

08.07.: Muharram - Islamisches Neujahr (Im Vergleich zu unserem, den gregorianischen Kalender hat das Jahr nach der Rechnung des islamischen Kalenders nur 354 Tage und 8 Stunden. Ein Jahr im islamischen Kalender ist also 10 - 12 Tage kürzer als ein Jahr im gregorianischen Kalender mit 365 Tagen und 6 Stunden.)

16. 09.: Mulid En-Nabi (Geburtstag des Propheten)

11.09.: Koptisches Neujahrsfest

06.10.: Gedenktag der Streitkräfte

29.10.: Moulid el Nabi (Geburtstag des Propheten Muhammad)

 

Erklärung ägyptischer Feiertage

 

Am 7. Januar feiern die Kopten Weihnachten. Sie richten sich nach dem koptischen Kalender, in dem Weihnachten auf den 29. Tag des koptischen Monats "Khiakh" fällt. Dieser Tag entspricht im gregorianischen Kalender dem 7. Januar.

Vor dem koptischen Weihnachtsfest, vom 25. November bis 6 Januar, fasten die Kopten. In dieser Zeit dürfen sie keine tierischen Speisen, wie Fleisch, Eier oder Milch, zu sich nehmen. Mit dem koptischen Weihnachtsfeiertag wird die Fastenzeit mit einem großen Festessen beendet. Es gibt traditionelle Speisen, wie Zalabya, Bouri oder kahk.

 

Ramadan ist der Fastenmonat im islamischen Kalender. Während dieser Zeit ist es den Muslimen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang untersagt zu essen, zu trinken oder zu rauchen. Der Beginn ist kein offizieller Feiertag, aber für die Muslime ein sehr wichtiges Datum.

Dies bedeutet, dass im Ramadan das gesamte öffentliche Leben anders und vor allem langsamer verläuft. Viele Ägypter legen sich tagsüber hin, um ein Nickerchen zu halten oder ziehen sich in ein "Kämmerchen zurück" um zu beten. In solchen Momenten ist es nicht angebracht, sich über einen langsameren Service oder geänderte und reduzierten Öffnungszeiten von Geschäften und Behörden zu beschweren. Besser ist es, sich den besonderen Begebenheiten dieses Monats anzupassen, für Wegstrecken mehr Zeit einzuplanen und die großen Mahlzeiten auf die Abendstunden zu verlegen. Dann kann man gemeinsam mit den Ägyptern das Fastenbrechen feiern. Reisende sollten darauf vorbereitet sein, dass Restaurants außerhalb von Hotelanlagen tagsüber geschlossen sind. Der Genuss von Alkohol und Zigaretten ist eventuell nur eingeschränkt möglich oder manchmal auch für nichtmuslimische Urlauber verboten.

Ist die Ramadanzeit vorbei - schließt sich das 3 tägige AId al-Fitr (auch Zuckerfest genannt) an.

 

Das Opferfest - das wichtigste Fest der Muslime: 

In diesen drei Tagen wird das wichtigste muslimische Fest gefeiert. Zelebriert wird ein Geschehnis im Leben des Propheten Mohammed. Mohammed war so sehr von seinem Glauben durchdrungen, dass er dazu bereit war, seinen Sohn Ismael zu opfern und ihn Allah als Opfergabe zu überlassen. Das beeindruckte Allah so sehr, dass er Ismael das Leben schenkte. Dankbar opferten Mohammed und Ismael jetzt einen Widder. Bis heute ist es in der islamischen Welt üblich ein Tier zum Opferfest zu opfern und es mit Armen, Verwandten und Freunden zu teilen.

 

Verhalten in Moscheen und Kirchen und bei religiösen Fragen:

Moscheen und koptische Kirchen sollten nur dann besichtigt werden, wenn Besucher ausdrücklich erlaubt und erwünscht sind. Meistens sind sie es. Außerdem sind viele Muslime stolz auf ihre historischen Moscheen – und viele koptische Christen stolz auf ihre alten Kirchen. In den heiligen Gebäuden sollte man sich ruhig, andächtig und der fremden Religion gegenüber respektvoll verhalten.

Wichtigste Regel: Niemals despektierlich, witzig, verächtlich oder kritisch über den Islam, den Koran und den Propheten sprechen!

Auch wenn am Islam orientierte Gesetze und gesellschaftliche Regeln dem einen oder anderen Europäer zu streng oder archaisch anmuten, sollte man seine kritischen Gedanken für sich behalten. Selbst in Situationen, in denen man mit westlich und weltlich orientierten Ägyptern aus der Großstadt über Demokratie und Menschenrechte diskutiert, gilt diplomatische Zurückhaltung als goldene Regel. Missionarischer Eifer bei der Verbreitung westlich-weltlicher Vorstellungen ist in den allermeisten Fällen fehl am Platze.

Beim interreligiösen Dialog, etwa bei einem Gespräch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Christentum und Islam, sollte man tunlichst vermeiden, die eigene Religion als die Überlegene darzustellen – auch wenn der islamische Gesprächspartner dies tut. Meistens einigt man sich schnell darauf, wie sehr die Buchreligionen des Nahen Ostens auf gemeinsame Urväter zurückgehen – Abraham und Moses – und dass man doch zu einer größeren Familie der monotheistischen Religionen gehört. Atheismus als Weltsicht wird erfahrungsgemäß von den meisten Ägyptern abgelehnt. Säkulare Ansichten sollten, wenn sie überhaupt zur Sprache gebracht werden müssen, diplomatisch formuliert werden.

Zu den Gebetszeiten kann es vorkommen, dass Servicetätigkeiten unterbrochen werden. Als Gast sollte man darauf Rücksicht nehmen und sich nicht über dadurch bedingte Verzögerungen beschweren – es sei denn, man sitzt im Taxi auf dem Weg zum Flughafen.

 

Verhalten auf Ausgrabungen und bei der Besichtigung historischer Sehenswürdigkeiten:

Generell gilt: Bleiben Sie immer auf den vorgegebenen Pfaden. Das Klettern auf Säulen und das Besteigen von Pyramiden ist grundsätzlich verboten. Auch das Fotografieren in alten Gräbern oder im Museum ist untersagt. Letzteres hat nicht nur mit Gründen des Copyrights zu tun. Das Blitzlicht ist schädlich für alte Wandmalereien. Oft sieht man Touristen, die Abseits der Besichtigungspfade auf archäologisch untersuchtem Gelände herumlaufen oder auf Ruinen herum klettern. Den Gästen ist meistens nicht bewusst, dass sie alte Siedlungsspuren zertreten und anderen Schaden anrichten. Allerdings ist dies auch den meisten Ägyptern nicht bewusst, wenn sie etwa den Touristen folgen, um ihnen Souvenirs zu verkaufen. Generell sollte man sich niemals darauf einlassen, Antiquitäten zu kaufen, insbesondere dann nicht, wenn es sich um Objekte aus dem Altertum handelt. Zum einen ist das Handeln und Exportieren von Altertümern strengstens verboten und mit hohen Strafen belegt, zum anderen motiviert man damit die Ausbeutung der Denkmäler durch skrupellose Händler und Grabräuber. Ein Objekt aus dem Souvenirladen mag dagegen kitschig wirken, ist aber für die Wirtschaft, für die Antiken und für ein gutes Gewissen die bessere Wahl. Wenn Sie keinen Reiseführer (Buch) zur Hand und keinen Reiseleiter (Mensch) dabei haben, werden Sie schnell einen Ägypter finden, der sich als Besichtigungsführer anbietet. Gegen Bakschisch natürlich. Meistens handelt es sich dabei aber nicht um ausgebildete Fremdenführer, sondern um Bewohner der Gegend, die den Touristen statt historisch korrekter Informationen lieber Anekdoten und Märchen erzählen, bunt gemischt mit gehörten Halbwahrheiten.

 

Verhalten beim Fotografieren:

Nicht jeder ist glücklich, ungefragt fotografiert oder gefilmt zu werden. Wer dennoch einen Schnappschuss von Ägyptern macht, wird schnell zum "Bakshisch" als Gegengabe aufgefordert – schließlich stand man ja als Modell zur Verfügung. Ein absolutes Tabu wird gebrochen, wenn männliche Touristen heimlich Ägypterinnen fotografieren oder filmen. Die meisten Ägypter können zudem nicht nachvollziehen, weshalb manche Touristen daran interessiert sind, Menschen in ihrer Armut und in ihrem materiellen Elend zu fotografieren. Das wird in der Regel als entwürdigend empfunden. Vor Sehenswürdigkeiten – wie Tempeln, Moscheen oder Kirchen – kann es dagegen passieren, dass sich ein Ägypter vor die Kamera drängt, um gemeinsam mit der historischen Sehenswürdigkeit ein schönes Motiv abzugeben. Dafür wird natürlich "Bakshisch" erwartet.

Fotografieren an Orten öffentlicher Sicherheitseinrichtungen, wie Militär, Polizei und auch Strommasten ist streng verboten. Wer sich mit Fotokameras diesen Anlagen nähert, riskiert verhaftet zu werden. In solchen Fällen wird auch die Kamera mitsamt dem Filmmaterial konfisziert.

 

Handeln in den Bazaren:

In den Bazaren und Souks wird gefeilscht und gehandelt. Die Händler nennen zunächst einen viel zu hohen Preis. Das wissen die meisten Reisegäste, lassen sich darauf ein und feilschen um den Preis. Egal, wie viel Sie am Ende zahlen, es wird immer das Mehrfache des eigentlichen Preises sein, den Einheimische zahlen würden. Doch das lässt sich kaum vermeiden. Ägypter verdienen im Durchschnitt sehr viel weniger als Europäer oder Amerikaner und nutzen solche Geschäftsmomente, um von der Devisenschwemme aus dem Westen etwas abzubekommen. Was im Bazar gilt, gilt eigentlich in allen Lebensbereichen. Viele Reisegäste, besonders aus den USA und Kanada, verzichten freiwillig aufs Handeln und zahlen gleich den genannten Preis, um sich den Sozialstress zu ersparen, den das laute Feilschen manchmal mit sich bringen kann. Doch wer sich darauf einlässt und ein bisschen Zeit mitbringt, kann zuweilen auch zum Tee eingeladen werden. Auch bei einer Taxifahrt, im Souvenirladen um die Ecke oder im Lebensmittelladen zahlt der ausländische Gast immer einen erhöhten Preis. Ausgenommen sind Kaufhäuser, Supermärkte und Geschäfte mit festen Preis-Kennzeichnungen auf den Waren und Produkten.

 

Scherzhafter Umgang in der ägyptischen Gesellschaft:

In den Touristenhochburgen (insbesondere am Roten Meer), bei den Sehenswürdigkeiten und in Hotels der Mittelklasse hat sich eine lockere Scherzkultur entwickelt, die von den Touristen selbst provoziert wurde. Kellner, Servicepersonal, Touristenführer scherzen mit den Reisegästen auf eine manchmal aufdringliche Art und Weise, die einen Hang ins Despektierliche hat. Auch in den Souks und Bazaren werden Touristen gelegentlich auf eine pseudo-scherzhafte Weise mit Sprüchen bedrängt, die manche Reisegäste lustig, andere unangenehm finden. Man muss schlicht zur Kenntnis nehmen, dass das Verhalten und die Urlaubsbekleidung vieler Touristen in Ägypten als seltsam und fremd empfunden werden. Die Koordinaten der Gesellschaft, nämlich die Regeln, wer wem wann mit wie viel Respekt zu begegnen hat, lassen sich in der Begegnung zwischen Ägyptern und Touristen schwer anwenden. Einerseits begegnet man den Touristen mit Respekt, weil man es mit wohlhabenden Gästen aus dem Ausland zu tun hat, von denen man sich ein gutes Bakschisch erwartet. Andererseits fällt es vielen Ägyptern schwer, die sich so seltsam verhaltenden Touristen ernst zu nehmen.

 

Das Prinzip demokratischer Bürgergleichheit gilt in Ägypten nur auf dem Papier. In der Realität besteht eine große Distanz zwischen denen, die aus ärmlichen Verhältnissen kommen und jenen, die von reichen und mächtigen Familien abstammen. Autorität wird in Ägypten offen dargestellt. Wer ein Chef ist, benimmt sich auch so. Und wer angestellt ist, hat sich entsprechend unterzuordnen. In einer solchen Welt ist es für ägyptisches Servicepersonal in der Tourismusindustrie schwer einzuschätzen, wie man sich den Reisegästen aus Europa gegenüber verhalten soll. Einerseits besteht eine große soziale Distanz, andererseits signalisieren die Touristen mit ihren Gesten und Sprüchen eine freundliche, ja fast kumpelhafte Gleichheit unter Gleichen. Man erwartet keinen Service, weil man sich für etwas Besseres hält, sondern weil man dafür bezahlt. Wohlhabende ägyptische Touristen dagegen, die dem Alltag Kairos oder Alexandrias entfliehen wollen und mit der Familie Urlaub am Roten Meer machen, signalisieren mit ihrer Haltung und Körpersprache etwas anderes. Sie demonstrieren Macht und gesellschaftliche Überlegenheit. Man kann beobachten, wie das Servicepersonal in Hotels oder Restaurants sich solchen Gästen gegenüber jene Art despektierlicher Scherze verkneift, die man den westlichen Touristen gegenüber macht.

 

In der arabischen Welt sind die Ägypter für ihren speziellen Humor bekannt. In Form von Scherzen und Witzen verschafft man sich ein Ventil, um die Widrigkeiten des anstrengenden Alltags ertragen zu können. Auch über Autoritäten, den Staat mit seinen mächtigen Amtsträgern oder das Dilemma der Korruption werden gerne Witze gemacht. Wenn Ägypter auch Scherze und Witze über und mit Europäern machen, verschaffen sie sich dadurch Luft von der Anspannung des Tages.