Der Abschied aus Linz

Abschiedsfeier bei Gregor im Cafe Pub Exclusiv
Abschiedsfeier bei Gregor im Cafe Pub Exclusiv

25.08.2010 Die erste Abschiedsfeier von meinen Arbeitskollegen:

Bei einem Glaserl Sekt verabschiedete ich mich von meinen langjährigen Kollegen in der voestalpine.

Freitag, 27.8.2010 09:00 Uhr:

Ich sehe angespannt nach draußen, beobachte gespannt im Teletext die Wettervorhersage. Es scheint heute nicht das beste Wetter zu werden. Regen und Wind sollen am Nachmittag von Deutschland mit dem Westwind nach Linz kommen. Wäre mir im Normalfall egal, aber heute nicht: ab 17:00 startet meine "Lebens-Abschnitts-Wechsel-Party". Während ich meinen Kaffee schlürfe, schaue ich mir auch die Wetterberichte im Internet an – dieselben Vorhersagen – Schei..e!


10:00 Uhr: Treffpunkt "Cafe Pub Exclusiv" – Schauplatz der Party. Gregor, der Inhaber des "Ex" und ich reden noch mal alles ab, gehen nochmals alle Details durch. Wir sind beide etwas nervös – wird heute alles gut gehen?

10:30 Uhr: Ernst zündet das Feuer für die "Kistensau". 25 kg Schweinefleisch werden in einer Holzkiste, ausgefüllt mit Steinwolle und Nirosta-Blech, von oben erhitzt. Bis zum Start der Party am Nachmittag wird jetzt kontinuierlich Holz nachgelegt. Das Wetter hält noch – wir blicken aber immer wieder Richtung Westen in den Himmel.

11:00 Uhr: es zieht immer mehr zu, aber es regnet noch nicht! Mario sagt mir am Telefon, dass er Bedenken wegen der Zelte, die er für die Party aufstellen will, weil es sogar eine Sturmwarnung geben soll. Ich rede nochmals mit Adi, dem Hausherren des ganzen Gebäudes und Besitzer des, neben dem Cafe-Pub liegenden, Autohaus Exclusiv. Er gibt mir schließlich, gegen ein paar Auflagen, grünes Licht, den Schauraum für die Party einrichten zu dürfen.

12:00 Uhr: es beginnt zu nieseln, aber das tut dem Feuer nichts. Wolfgang und sein Sohn Thomas kommen, sie wollen mir beim Aufbau helfen. Noch liegen die Tischgarnituren verschnürt vor dem Lokal. In 5 Stunden soll alles perfekt stehen. Kurz darauf treffen Mario und sein Kumpel mit einem LKW voll Pflanzenstauden, Leuchten, Absperrgittern, Abdeckstoffen und der Tonanlage ein. Der Aufbau beginnt. Zuerst werden die im Schauraum verbliebenen Autos abgedeckt, dann werden die Absperrgitter aufgestellt und abgedeckt. Während Mario die Pflanzenstauden und die LED-Scheinwerfer platziert, beginnen Wolfgang, Thomas und ich die Tische aufzustellen. Mario bekommt nachmals Stress, weil wir zu wenig Absperrgitter haben. Er ist aber ein Improvisitionstalent – kurzerhand spannt er seinen Bruder ein, der kurz darauf mit den fehlenden Teilen eintrifft.

14:30 Uhr: es hat zu regnen begonnen und der Wind ist heftiger geworden. Wir verschieben die Kiste mit der Sau an einen windgeschützteren Ort, der Regen ist nicht so stark, dass er dem Feuer etwas anhaben kann. Ernst und ich heben die Blechwanne mit dem Feuer von der Kiste. Er muss die Fleischstücke wenden. Mhmmm, das duftet! Ernst wendet die Stücke und begießt sie mit dem Bratensaft. Die Einrichtung des Schauraumes ist schon weit fortgeschritten – man kann schon gut erkennen wie es am Abend ausschauen wird. Peter, der Vater von Gregor ist gekommen, auch er hilft jetzt fleißig mit. Schön langsam weicht bei mir die Anspannung – ich habe ein gutes Gefühl, das alles rechtzeitig fertig wird.

15:30 Uhr: draußen regnet es noch immer, aber Ernst hat noch keine Probleme, das Feuer am Leben zu erhalten. Im Gegenteil, er gibt jetzt mehr Holz darauf, damit die Schwarte knusprig wird. Drinnen ist fast alles fertig. Die Aufbauten im Vorraum, wo das Essen ausgeschenkt wird beginnen. Mario beginnt mit dem Soundcheck. Jetzt gerät mein Zeitplan außer Kontrolle. Ich wollte eigentlich jetzt zum Frisör gehen, aber ich muss noch mal heim, da wir kein Mikrofon haben und Mario das für den Soundcheck braucht. Ich eile nach Hause, schnapp das Mikro, suche ein paar CD's für die Hintergrundmusik und wieder zurück.

16:00 Uhr: alle Arbeiten sind zu 99% abgeschlossen. Dem Fleisch wird jetzt ordentlich eingeheizt, Knödel und Sauerkraut kochen. Im "Festsaal" ist Mario mit den letzten Beleuchtungsdetails beschäftigt. Der Vorraum wird noch komplettiert. Ich hab jetzt aber wirklich keine Zeit mehr zu verlieren. Beim Frisör komme ich gleich dran. 20 Minuten später eile ich nach Hause, werfe mich unter die Dusche und haste zurück. Um 16:50 Uhr komme ich zur Party-Location. Alles ist perfekt – die Gäste können kommen!

Bedanken möchte ich mich nochmals bei:

Gregor, Adi, Mario und Team von Video und Sound, Ernst- dem König der "Kistensauen", Wolfgang und Sohn Thomas und Peter.

17:00 Uhr: Die ersten Gäste kommen. Naja, eigentlich sind ja schon ein paar da, aber die sitzen an der Bar im "Ex". Traudi und Sabine haben schon alle Hände voll zu tun. Immer mehr Gäste darf ich begrüßen. Ich nehme die ersten Geschenke entgegen und stelle sie in eine Nische der Stehtische. Da steht ein Kinderwagen – der steht sicher nicht umsonst da- da hat sicher wer was vor mit mir?

17:30 Uhr: Ernst wird etwas nervös, er sagt mir das das "Brat'l" und die Knödel auf dem Punkt fertig sind und jetzt gegessen werden sollten. Also eröffne ich das Buffet. Es entsteht relativ schnell eine Schlange vor der Ausgabe, da schon bald der Duft des "Brat'ls" alle anlockt. Jetzt füllt sich schön langsam der Raum, es kommen immer mehr Gäste. Mir knurrt schon der Magen, aber ich komm vor lauter Begrüßen noch nicht zum Essen.

18:00 Uhr: der erste Schwung von Gästen ist begrüßt, ich kann mir nun einmal eine kurze Pause gönnen und mir auch was zum Essen zu holen.  Ernst lädt mir ein extra großes Stück auf und setze mich zu meiner Schwester Petra, meinem Schwager Günther und meiner Nichte Sabrina. Während dem Essen hab ich mal kurz Zeit mit ihnen zu plaudern.

Im Hintergrund, in der nicht einsehbaren Küche, verrichtet Edith, Gregors Mutter, Schwerarbeit. Sie wäscht sofort die Teller und das Besteck ab, damit immer genug Teller für die hungrigen Mäuler zur Verfügung stehen.

18:30 – 20:00 Uhr: der Himmel reißt auf! Es kommt plötzlich die Sonne heraus. Nach dem Essen "besetzen" ein paar wagemutige "Frischluftfanatiker" als Erste die Stehtische im Gastgarten des "Ex". Daraufhin verlassen immer mehr den Raum um an den "Fassl'n" im Garten Stehplätze ein zu nehmen. Traudi, Sabine und Gregor tun mir schön langsam leid. Jetzt müssen sie neben den Gästen an der Bar, im Partyraum auch noch im Gastgarten die Gäste bedienen. Aber sie schaffen es souverän.

Es kommt, was kommen muss: nach einem guten Essen soll man einen Schnaps genießen! Wie zu erwarten war, sind Brigitte und Renate die Ersten, die mich auf Einen einladen. Von vielen Festl'n mit den Arbeitskollegen gewöhnt, war ich sicher, dass es die Beiden sind, die als erste auf mich zukommen. Einen Zweiten gönne ich mir noch – "die Bindermichler" unter Anführer Mozart "zwingen" mich dazu J. Weiter Einladungen kann ich abwenden, ich will ja nicht der Erste Betrunkene sein – im Gegenteil, ich habe mir vorgenommen, bis zum Schluss nüchtern zu bleiben – ich will diese Party richtig genießen und auskosten.

Von Thomas bekomme ich als Geschenk eine österreichische Fahne. Ich hab ihm erzählt, dass auf der Villa, in der ich meine Wohnung habe, eine deutsche Fahne weht. Die muss ich neben der Deutschen hissen, was ich sicher machen werde. Gleichzeitig werden überall A3-Plakate aufgeklebt, die die Maske von Tut-Ench-Amun zeigen, NUR, Reini hat das Gesicht von mir reingeschnippselt. Perfekt umgesetzt hat er das. Ich habe mir die Fahne umgehängt und bekomme eines davon auf den Rücken geklebt.

Ernst beginnt die letzten Bratl'n zu portionieren und in die Warmhaltebehälter zu geben. Er und seine Frau müssen uns verlassen. Sie müssen heute noch alles reinigen, da sie bereits Samstag in der Früh in Richtung Urlaub aufbrechen. Ernst – ich möchte mich noch einmal bei Euch bedanken, dass ihr trotz dem Stress den es für euch bedeutet hat, uns so gut verköstigt habt.

Helga, die gute Seele der Abteilung, und Mozart tuscheln verdächtig miteinander. Die haben sicher was vor mit mir. Schließlich kommt Mozart auf mich zu und sagt mir, dass ich um 20:00 Uhr das Mikro nehmen muss und ein paar Worte reden muss, weil danach einiges auf mich zukommt.

20:00 Uhr: Gregor "scheucht" alle Gäste in den Partyraum. Jetzt wird’s ernst. Ich nehme also das Mikro und begrüße meine Freunde. Ich habe mir natürlich ein paar Worte zurechtgelegt, aber die will ich erst zum Abschluss sagen. So sage ich halt ein paar Worte zum Ablauf, bzw. Organisatorischen. Danach sind die Anderen dran.

Nach kurzer Verwirrung, wer als erster dran kommt, geht’s los.

Mozart und Simone Kommen mit einem Kinderwagen nach vorne. Aufgabe: den Kinderwagen winterfest zu machen. Ich verstehe zwar den Sinn dieser Aufgabe nicht ganz – ist in Ägypten sicher nicht notwendig – mache aber natürlich mit. Ist gar nicht so einfach, noch dazu habe ich noch nie im Leben so was gemacht. Aber mit etwas Hilfe der erfahrenen Simone gelingt es mir.

Als nächste kommt Helga und nimmt das Mikro. Sie hat einen "Puppen-Kinderwagen" mit. Ich kann mir nicht vorstellen was das soll. Sie erklärt uns, dass sie eigentlich eine Stripperin kommen lassen wollten, aber das wieder verworfen haben. Buh-Rufe der Männer und Applaus der Frauen vermischen sich. Auch die Idee, eine Bauchtänzerin auftreten lassen zu wollen, wurde wieder verworfen. Erneut Buh-Rufe und Applaus. Ich bekomme den Mini-Buggy mit einem Bild des Laptops, den ich mir vor kurzem gekauft habe. Meine Kollegen haben zusammengelegt und mir diesen im Nachhinein finanziert.

Danach bekomme ich von Gregor ein eigens für mich angefertigtes Sparschwein – prall gefüllt – die Bindermichler haben für mich gesammelt.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals bei allen für die tollen Geschenke, die ich von euch bekommen habe, bedanken.

Nun nehme ich das Mikro. Ich bedanke mich nochmals bei allen und bitte dann 2 Gäste zu mir, die stellvertretend für alle stehen, die mein bisheriges Leben prägten: meine Schwester Petra (für meine ganze Familie) und Ernst (für meine Arbeitskollegen). Beide sind überrascht, aber ich habe mir im Vorfeld überlegt, keine gewöhnliche, fade und lange Rede zu halten. Zu Petra gerichtet, erzähle ich von meiner schönen Kindheit und erwähne einen Schwank aus dieser Zeit. Danach erwähne ich, dass mir meine Eltern, trotz einer nicht leichten Zeit, ermöglichten, die HTL zu Besuchen. Das ist auch der Übergang zu Ernst, der noch immer nicht weiß, warum er da steht. Er steht für meine ersten Kollegen - Heli, Mandi und ihm – ohne die ich nach 2 Monaten wieder die Voest verlassen hätte. Ich erzähle kurz von den ersten Monaten im Büro, in denen ich die Zeit mit dem Lösen von Kreuzworträtsel verbracht habe, weil mich der damalige Bürokollege nicht ins Geschehen einbezog. Erst Ernst, Mandi und Heli nahmen mich an die Hand und führten mich in die Familie der Vöestler ein. Als Kumpel der ersten Stunde und Freund überreichte ich ihm, als letzten Akt der Vöestzeit, den Büroschlüssel und den Werksausweis. Daraufhin schnappt sich Ernst das Mikro und erzählt allen, wie sie meine erste Zeit gesehen haben. Zu ein paar G'schichtln aus dieser Zeit gibt es einiges an Gelächter. Ich erkläre danach den offiziellen Teil für beendet und dass sich nun jeder nur mehr vergnügen soll.

21:00 – 23:00 Uhr: bevor die Party so richtig losgeht, muss noch ein Gemeinschaftsfoto her. Bänke werden aufgestellt, die Gäste werden positioniert und "ausgerichtet" und dann wird kurzerhand die Landwiedstraße abgesperrt, damit die Fotografen genug Abstand haben. Es bilden sich natürlich sofort in beiden Fahrtrichtungen Schlangen, die Lenker nehmen es jedoch gelassen. Manche glauben sogar, dass wir eine Hochzeit feiern und hupen beim Vorbeifahren, nachdem die Straße wieder freigegeben wird.

Ein Großteil der Vöestler okkupiert wieder den Gastgarten. Es ist immer noch ein milder Abend. Einige fühlen sich von der Bar angezogen und viele sind an den Tischen sitzen geblieben um dort zu diskutieren. Ich will natürlich mit allen "Grüppchen" Zeit verbringen, so komm ich tlw. ins Schwitzen. Dort ein Schwätzchen, da einmal anstoßen und langsam verlassen die Ersten die Party. Jetzt beginnt für mich die sentimentale Zeit der Verabschiedung von meinen Freunden. Einige von euch werde ich wahrscheinlich nie wieder sehen, aber viele versprechen mir, mich in Hurghada zu besuchen.

23:00 – 01:00 Uhr: die Party nimmt so richtig Fahrt auf. Da es wieder zu regnen begonnen hat, spielt sich jetzt alles wieder drinnen ab. Der Partyraum füllt sich wieder, und der Raucherbereich rund um die Bar wird langsam zum Bersten voll. Traudi hat jetzt hinter der Bar Vollbetrieb. Sabine drängt sich durch die Meute um im Partyraum die Gäste zu bedienen.

Je später es wird, desto mehr Gäste verabschieden sich bei mir. Jede Verabschiedung ist so herzlich und ehrlich gemeint, dass es mir schwer fällt, die Fassung zu bewahren. Gut, dass ich mich aber im Vorfeld schon darauf eingestellt habe (mir ist bewusst, dass ich mich Verabschieden muss und die Vorfreude ist enorm).

Der Partyraum leert sich. Mario beginnt mit dem Abbauen und Zusammenräumen der Sträucher und Lampen. Er muss morgen um 9:00 Uhr wieder ein anderes Projekt abbauen, und wir verabschieden uns. Seine Freundin Rebecca bleibt noch. Kurz nach Mitternacht kommen die letzten Gäste in den Barbereich. Der Partyraum wird geschlossen.

Kurz vor ein Uhr verabschieden sich die letzten Vöestler.

01:00 – 03:00 Uhr: der Barbereich ist total überfüllt. Traudi und Sabine kämpfen sich jetzt durch die Menge um die Gäste zu bedienen. Ich bewundere die beiden. Jetzt gönne ich mir auch einmal einen "normalen G'spritzten", nachdem ich bis jetzt nur ganz leicht verdünnte "Sommer-Sommer-G'spritzte" getrunken habe. Auch Einladungen zu dem einen oder anderen Glas Gin-Tonic nehme ich jetzt an.

03:00 – 05:00 Uhr: der "harte Kern" ist noch da Die Musik wird noch einmal etwas lauter, die Stimmung ausgelassener. Bei den meisten hat der Alkohol schon ziemliche Spuren hinterlassen. Walter erfüllt mir einen Musikwunsch und spielt mir "Walk like an Egyptian" von den "Bangels". Taxis fahren jetzt in regelmäßigen Abständen vor. Ich sitze jetzt noch mit Rebecca und ihrer Mutter Margit, meiner langjährigen Lebensgefährtin, an einen der Tische. Wir sinnieren noch von den schönen Reisen die wir mit Anneliese und Ferdi gemacht haben und versprechen uns, immer gute Freunde zu bleiben. Dann geht auch Margit und Rebecca und ich setzen uns an die Bar. Ich verabschiede die letzten verbliebenen Freunde. Traudi beginnt mit den Zusammenräumen der Bar. Einige Fremde begehren noch Einlass, doch Traudi bleibt hart. Ab 4:30 Uhr gibt es nichts mehr zu trinken. Um 4:45 Uhr verabschiede ich mich mit einer herzlichen Umarmung zuerst bei Rebecca und dann bei Traudi und gehe heim. Es nieselt leicht, die Busse fahren zwar schon, aber ich will die paar Meter lieber zu Fuß gehen und den Abend Revue passieren lassen.


Es war ein gelungenes Fest. Es war ein Fest, wie ich es mir vorgestellt habe, ein würdiger Rahmen, um mich von Euch, liebe Freunde zu verabschieden. Ich möchte mich aber auch bei Euch nochmal bedanken, dass ihr mit eurem Kommen, mit euren Einlagen und mit eurer guten Laune zum Gelingen des Festes beigetragen habt.

Mein ganz besonderer Dank gilt den vielen Helfern, die einen wesentlichen Teil zum Erfolg beigetragen haben: Grillmeister Ernst, Edith und Peter, Mario und Rebecca, Gregor, Sabine und Traudi, die sogar ihren Urlaub für mich unterbrochen hat.