Kinderwagenimport - eine (never)ending Story


… genau 204 Tage, das sind fast 7 Monate nach dem Eintreffen der Buggys im Hafen von  Alexandria wurden sie endlich bei mir abgeliefert!


Wenn sie diese kuriose Geschichte im Detail lesen wollen brauchen sie etwas Zeit - so wie ich damals :-)

7. September 2010:

Nach dem Frühstück lese ich meine e-mails, dass wird schön langsam der neue Tagesablauf. Ich bekomme momentan ca. 3-4 mails/Tag von der Spedition, großteils vom ägyptischen Partner wegen der Zolldeklaration, Transport von Alexandria nach Hurghada usw. Sind alle in englisch und gespickt mit Fachvokabeln der Transportlogistik. Meistens reicht es mir aus, wenn ich den Sinn der Sätze verstehe, manchmal brauche ich aber „Leo.org“. Diesmal waren auch 2 ausgesprochen gute dabei. Silvia informierte mich, dass die Wägen am Montag von ihr weggegangen sind und Hr. Noffz von Schenker Deutschland informierte mich, dass sie in Hamburg in den Container nach Alexandria verladen wurden. Ab Morgen werden sie über den Atlantik und Mittelmeer zu mir schwimmen.

 

8. September 2010:

Ein Unglück kommt selten alleine!

Zurück in der Wohnung aktiviere ich den Laptop um das Resultat Markus zu mailen. Da sehe ich, dass einige mails von Schenker Ägypten und Deutschland gekommen sind. Ich schreibe Markus kurz und lese mir dann die eingegangenen mails. Der Ägypter quält mich ja schon seit Tagen mit so komischen Fragen wie: Sind die Buggies zum Weiterverkauf bestimmt, sind die T-Shirts zum Weiterverkauf bestimmt oder ist das nur eine Uniform usw. Doch was er jetzt will schlägt alles: die Etiketten in den Shirts, sprich der Anteil an Baumwolle, die Waschhinweise und was halt da noch alles draufsteht müssen in ARABISCH sein, sonst kann ich die nicht importieren!!!! Ich glaub ich spinne! Dann schaue ich mir das mail von Hrn. Noffz von Schenker Deutschland an. Der nächste Schock: da Teile der Kinderwägen aus China sind, kann er einen Import nach Ägypten nicht garantieren!!! Ich breche fast zusammen. Silvia hat ihm zwar gleich harsch geantwortet, dass er schon seit drei Wochen das Ursprungszeugnis und alle Dokumente hat und erst jetzt dieses Problem sieht, aber er hat darauf nicht mehr geantwortet. Das ist das A U S meiner Träume.

 

Nach dem ersten Schock beschließe ich nicht so leicht aufzugeben. Ich werde mich erst einmal erkundigen, was wirklich Sache ist. Marions Freund ist Ägypter und kommt am Samstag oder Sonntag von seiner Familie in Kairo zurück. Er kann sehr gut deutsch und ich werde einmal mit ihm reden, was ich machen kann. Für heute habe ich genug, ich fahre in den Jazzclub und gieße mir ein paar Bier in die Binde.

 

15. September 2010:

Was tut sich „geschäftlich“: ich lasse mir das jetzt nicht mehr gefallen. Ich habe in den letzten drei Tagen soviele mails bekommen und geschrieben, das übertrifft sogar die voest-Zeit. Der Schenker-Kairo Typ hat mir alle Stunde was Neues geschrieben, welche Dokumente ich noch alle brauche, auf Nachfrage bei Schenker BRD kam wieder: alles nicht nötig, nur ein Dokument wird benötigt. Ich habe mir jetzt einen Rechtsanwalt genommen. Gestern Abend hatte ich das Vorgespräch indem ich einem „lawer“ der Kanzlei alle Papiere und Fakten übergeben habe und am Samstag treffe ich mich mit dem Spezialisten, der am Samstag von Kairo nach Hurghada kommt. Danach weiß ich mehr. Ansonsten bin ich beim Programmieren der Access-Datenbank für meine Kunden- und Buggydatei. Ich werde schön langsam zum „Profi“, da ich ja genug Zeit habe, kann ich ja genug tüfteln – sog. Learning by doing! Die ersten Erfolge sind schon da!

 

18. September 2010:

So jetzt ab in die Dusche, um fünf Uhr hab ich den Termin mit dem Anwalt. Ich bin pünktlich beim vereinbarten Treffpunkt und wir fahren zur Villa des Anwalts. Außen Pfui – innen Hui!! Wahnsinn, wie der Eingerichtet ist. Alleine der Schreibtisch im Arbeitszimmer – so einen pompösen Schreibtisch hat wahrscheinlich nicht mal der österr. Bundespräsident! Ich sitze schon auf einem Sessel vor dem Schreibtisch, aber beachtet werde ich die ersten Minuten überhaupt nicht. Zig Ägypter gehen ein und aus, fragen dies und das, holen Unterlagen und bringen welche, als endlich die Tür geschlossen wird und ich an die Reihe komme. Hr. Amin Samir Noshi wurde bereits von Abraham (dem Vermittler) eingeweiht und kommt gleich einmal auf den Punkt. Ich kann zwar als „Nicht-Ägypter“ ein Geschäft aufmachen, aber In- und Export sind den Ägyptern vorbehalten! Es gibt spezielle Firmen, die das für ca. 2 – 3% „Kommission“ machen. Ich muss das akzeptieren und muss halt die Frachtbriefe und die Papiere ändern lassen. Er kann mir bis morgen eine Firma besorgen und die Details zuschicken. Dann kommen wir zur Geschäftsanmeldung. Alles kein Problem, er schreibt sich meine Daten nochmals auf, wobei es mitunter ganz lustig ist. „Silvias Buggyservice Hurghada“ in arabisch zu übersetzen ging ja noch, aber bei Wöckinger hatte er mit dem „Ö“ ein Riesenproblem. Und als er, wegen einer evtl. Nachfrage der Behörden, eine Adresse in Österreich wollte, wurde es ganz kurios. Dass es in Österreich Dörfer gibt, die zu keiner Stadt gehören, darf es nicht geben. So bürgere ich Katsdorf in Linz ein, erkläre den Ortsteil Zierlus zur Straße und die Hausnummer 1 zur Villennummer. Bitte liebe Familie und auch der Bürgermeister von Katsdorf: „ich bitte vielmals um Entschuldigung“.

 

Nachdem wir alles geklärt haben kommt er zum, für ihn Wesentlichem, dem Geldbetrag. „three thousand“ – naja denk ich mir, das geht o.k., aber dann kommts „EURO“!!! 3.000 Euro – für die Geschäftseröffnung und die Vermittlung einer Importgesellschaft – das ist mir zu viel. Bevor ich ihm noch etwas entgegnen kann, erklärt er mir aber alle Details. Es ist wirklich ein Bürokratiesumpf in Ägypten und speziell in Kairo, aber ich muss da durch. Nachdem ich ihm 1.500 Pfund Anzahlung dagelassen habe, verlasse ich seine Villa und denke mir noch: „jetzt weiß ich auch von was der die Einrichtung bezahlt hat!“. Wenn ich nicht genau wüsste, dass der korrekt ist, wäre ich nicht auf das Geschäft eingestiegen. Weil ich es aber weiß (von Dirk) und ich die Buggys und die Firma brauche, muss ich diese „Krot“, trotz argen Magenproblemen, schlucken!

 

18. September 2010:

Führe ein längeres Gespräch mit einer Dame einer Import/Export Firma, und die klärt mich über die Importmöglichkeiten auf, jetzt glaub ich, hab ich es begriffen. Importieren dürfen nur lizenzierte Firmen. Die müssen als Empfänger angegeben werden. Als nicht lizenzierte Firma darfst du nicht als Empfänger draufstehen. Importlizenzen werden nur sehr selten vergeben. Soweit die Fakten.

 

Wenn mir das gleich jemand von Schenker gesagt hätte, hätte ich mir wahrscheinlich den ganzen Wirbel erspart, aber nachdem das keiner gesagt hat, haben wir als Adresse Silvias Buggy Service überall eingetragen. Darum bombardierten mich in Summe 3 Leute von Schenker Kairo, die unbedingt diese Dokumente haben wollten, weil sie annahmen, dass ich die Lizenz habe, sonst würde ich ja nicht als Empfänger draufstehen. Der Typ von Schenker Deutschland kennt sich überhaupt nicht aus und hat immer nur versucht zu vermitteln. Darum bin ich ja auch zum Anwalt und wollte so schnell als möglich die Firma anmelden, dass ich diese Dokumente kriege (dachte ich - gekriegt hätte ich die so wie so nicht!)

 

Stand der Dinge momentan: ich frage Schenker Deutschland, ob sie die Lizenz haben, dann mach ich es mit ihnen (Schenker als Empfänger umschreiben) sonst mach ich das mit der ägyptischen Firma. Das wäre vorerst mal geklärt.

 

Ein offener Punkt sind noch zwei Dokumente, die es bei uns nicht gibt! Die wollen eine CIP (Certification Inspection for Quality) und ein Händlerlizenz vom deutschen Händler, weil die Buggys ursprünglich (zumindest Teile davon) aus China stammen. Normal reicht überall auf der Welt ein beglaubigtes Ursprungszeugnis. Das habe ich, scheint aber den ägyptischem Zoll zu wenig zu sein!! Mal schauen - inshalla - bakshish!!

 

22. September 2010

Die Firmengründung hab ich gestern um 3:00 Uhr nachts!!! noch storniert. Hab ihm geschrieben, dass es Probleme gibt, ich nicht weiß ob ich die Buggys bekomme und evtl. zurück nach Ö zurück muss (was ich natürlich nicht vorhabe). Aber nach dem ich dann nicht mehr so unter Zeitdruck bin, kann ich Preisverhandlungen mit anderen Anwälten machen. Bin jetzt schon so gut im Preisfeilschen, ich glaub, sollte ich je zurück nach Österreich kommen, würde jeder Einkaufschef eine Freude mit mir haben – lach.

 

Von Schenker bekomme ich die Antwort, sie haben die Lizenz – o.k. damit ist einmal diese Hürde geschafft. Ich schreibe zurück, dass ich es mit Schenker durchziehen will, aber ich kein CIQ beilegen kann. Dieses Dokument gibt es nicht, und das es nicht sein kann, das in Ägypten andere Regeln gelten als überall auf der Welt. Ich bekomme als Antwort: es geht! Allerdings brauchen wir eine andere Abwicklung: „swift trading“! Ich habe zwar keine Ahnung was das wieder ist, aber es muss eine besondere Art des Imports sein – es kostet mich ca. 470 Euro mehr, aber es geht ohne CIQ. Entweder wird das vor Ort dann ausgestellt, oder was ich eher Glaube, es dient als Bakshish für die Zöllner. Aber was soll ich machen – ich brauch die Buggys.

 

13.10. 2010

Was gibt es neues. Beim Import der Kinderwägen dürften wir kurz vor dem Abschluss stehen. Wenn ich Schenker richtig verstehe, geht es nur mehr um Kleinigkeiten. Sind Werbepickerl drauf usw. Ich habe vorige Woche bei einem mail leicht anklingen lassen, das Ägypten ja nicht umsonst Bakshishland ist – natürlich lehne ich solche „Sachen“ total ab, aber wenns hilft ;-).

 


16.10. 2010

Hallo liebe Freunde, es gibt Neuigkeiten.

Ich habe die ersten 2 Kinderwägen! Nicht aus der Lieferung – die stehen noch in Alexandria! Habe ich mir hier gekauft. Sind zwar gebraucht, aber voll in Ordnung. Die Mutter ist eine Deutsche und hat beide Wägen in Deutschland gekauft. Deutsche Qualität (Marke Teutonia) und super gepflegt. Mit Zusatztasche und allen Drum und Dran.

 

Auch beim Import scheint sich eine Lösung abzuzeichnen. Vielleicht gelingt es bis Ende nächster Woche.

 

27.10. 2010

Was tut sich im Fall „Import Buggys“: es wird immer toller! Jetzt müssen wir, in diesem Fall Silvia, das Ursprungszeugnis mit neuer Adresse nochmals von der deutschen Handelskammer ausstellen lassen und dann alle Dokumente an das ägyptische Konsulat zum Beglaubigen schicken – inkl. 240 Euro in Bar!!! Mit den beglaubigten Dokumenten soll es dann gehen. Die Originale bleiben im Konsulat, die Kopien gehen dann nach Alexandria. Ich bin wirklich gespannt, ob dann der Import funktioniert oder ob dann wieder eine neue Hürde / Schikane auf uns zukommt! Ich glaub ich will in Zukunft gar nicht expandieren, wenn ich auf den nächsten Import denke!!! Da muss ich mir was einfallen lassen und aus den Fehlern vom ersten Mal lernen.

 

11.11. 2010

 

Was tut sich an der „Kinderwagerl-Front“: die Papiere sind in Alexandria – ich warte jeden Tag auf eine erlösende e-mail. Mittlerweile bin ich schon etwas bekannt hier, gebrauchte Kinderwägen an zu kaufen. Ich habe schon einige Anrufe bekommen, von Verkäuferinnen von Kinderwagen bekommen. Wenn die in Ordnung sind, wie die ersten, nehme ich die auch.

 

18.11. 2010

Ich hab per e-mail der ERSTEN AUFTRAG erhalten. Am 30. November wird der erste Kinderwagen ausgeliefert. Ich freue mich schon, bin aber etwas gespannt, ob alles hinhaut und ob der Kunde dann auch zufrieden ist. Schön langsam wird es, es geht los, obwohl wir derzeit nur im Internet präsent sind. Solange ich die Buggys noch nicht habe, sind die Aktivitäten über die Reisebüros weder hier Vorort noch in Europa gestartet. Gut, dass ich mir 2 Buggys bereits gekauft habe, sollten bis dahin die Anderen nicht kommen, kann ich den Auftrag trotzdem erfüllen.


25.11. 2010

 

So, heute und in den nächsten Tagen habe ich noch einiges zu erledigen. Am Sonntag muss ich den ersten Kinderwagen ausliefern – ich bin wirklich schon aufgeregt – aber da soll alles perfekt sein. Nachdem ich ja noch keine „Diensthemden“ habe, lass ich mir das auch noch machen, eine Adresse hab ich dank eines Bekannten schon bekommen. Heute am Abend hole ich mir den nächsten Buggy, denn meine bestellten stehen noch immer in Alexandria – es sind zwar alle Papiere jetzt da, aber die Zollformalitäten sind noch nicht abgeschlossen!!

 

2.12. 2010

Heute vor 3 Monaten bin ich übersiedelt. Wahnsinn – ist das schon wieder solange her. Ich hab in den 3 Monaten ja wirklich einiges erlebt.

 

Status Buggys: Zoll ist durch. Ich muss jetzt nur zwei Schecks nach Kairo schicken, dann bekomme ich die Buggys. War schon auf Banken um ein Konto zu eröffnen. Ist aber gar nicht so einfach ohne Arbeitserlaubnis. Naja, hab eine gefunden, die mir ein Freund geraten hat. Am Samstag werden wir das Konto eröffnen, dann von Österreich das Geld (puuh – ist mehr als erwartet) überweisen und abwarten.

 

So, meine ersten Aufträge hab ich ausgeliefert. Beide Male ohne Probleme, ich hoffe es geht so weiter.

 

02.01.2011

Gestern war ich noch auf der Bank und ich habe jetzt eine ägyptische Visa = Bankomatkarte. Die beiden Schecks habe ich mir auch geholt und per DHL nach Alexandria geschickt. Das war wieder mal ein ägyptisches Erlebnis! Ich hab dem Taxler gesagt, ich muss zu DHL „at the beginning oft the Sheraton Street“. Der Depp fährt doch glatt auf der Flughafenautobahn bei der Abzweigung vorbei in Richtung Dahar. Ich protestiere sofort, doch er grinst mich nur an und sagt immer „Sheraton Street“. Ich gebe es auf. Wir landen also beim Ende der Sheraton, was ja eigentlich auch egal wäre, wenn da nicht die Großbaustelle in der Mitte der Straße wäre. Da werden gerade neue Rohre verlegt und die Straße ist gesperrt. So stellt er einfach den Wagen ab, erklärt mir lächelnd „Finish, we must go“, und deutet mir an, auszusteigen. Naja wir laufen bzw. ich hinke über Erdwälle und balancieren über wackelige Pfosten über die Gräben. Einfach abenteuerlich. Bei DHL angekommen erkläre ich ihm, er soll das Auto holen, zurück laufe ich garantiert nicht mehr. Hätte ich nicht den Buggy, den ich nachher noch liefern muss, bei ihm im Auto, hätte ich ihn schon längst in die Wüste geschickt. Naja, wenigstens das versteht er. Während ich also bei DHL die Schecks aufgebe, holt er das Auto und wir treffen uns dann wieder vor der DHL-Tür. Dann geht’s zum Grand Hotel. Dort gibt’s natürlich wieder die Diskussion um den Fahrpreis. 30 Pfund hab ich mit ihm im Vorfeld ausgemacht, aber jetzt will er natürlich mehr. „one auer no monei – fifti pound“ – ich versuch ihm zu erklären, dass ja er Schuld daran war und gebe ihm nicht mehr als die ausgemachten 30 Pfund. Leider fällt mir ein 10 Pfund Schein runter, den er natürlich schneller in der Hand hat als ich und nicht mehr hergibt. O.k., ich streit mich nicht mehr, ich muss den Buggy liefern.

 

Ich gehe zur Guest Relation ins Grand und stelle mich dort vor. Simone, die nette Dame von der Guest Relation sagt mir, dass die Kundin noch mit dem Kind zum Arzt gehen wollte und erst später kommt. Ich soll den Buggy einfach bei ihr stehen lassen. Jetzt kommt mein Auftritt! Ich erkläre ihr, dass ich das zwar machen könnte, aber das nicht meinen Anforderungen an Kundenservice entspricht. Ich muss der Kundin ja die Funktionsweise des Klappmechanismus erklären, und gemeinsam mit der Kundin die Übergabe inkl. evtl. Mängel vor Ort abwickeln. Das beeindruckt! Ich gebe ihr die Hotelinfos auf der meine Tel.Nr. steht und sage ihr, sie soll mich einfach anrufen, wenn die Kundin da ist. Ich geh in der Zwischenzeit ins Jazz und treffe dort ein paar Bekannte. Nach ca. 30 Minuten kommt der Anruf, ich gehe rüber und treffe die Kundin. Ich erkläre ihr den Buggy, kassiere und wünsche ihr für den morgigen Ausflug nach Luxor alles Gute. Das alles direkt am Schalter der Guest Relation – ich glaube, das war eine gute Werbung für mich.

Dann der nächste Schock: jetzt braucht der Typ von Schenker wieder ein neues Dokument!!! Ich raste schön langsam aus! Jetzt hat er die Schecks bekommen, aber jetzt will er ein Dokument, dass diese auch gedeckt sind – hätte er mir das nicht gleich sagen können, dann hätte ich das gleich bei der Bank mitgenommen und mitgeschickt! Ich hab ihm das e-mail mit der Tel. Nr. und der e-mail Adresse der Bank zurückgeschickt. Vielleicht reicht ihm ja eine e-mail der Bank aus. Schön langsam reicht es mir. Immer dieses „Scheibchenweise“ – wenn die mir von Anfang an gesagt hätten, was ich an Dokumenten brauche bzw. wie das abzulaufen hat, würde ich heute, exakt 4 Monaten nach der Übersiedlung, schon meine Buggys haben.

 

07.01.2011

Aber wo viel Sonne ist, gibt es auch Schatten. Diese Woche war ich echt soweit, alles hinzuschmeißen und zurück nach Österreich zu gehen.

Als ich am Abend des 2. Jänner den Buggy abholen wollte war er weg. Die freundlichen Mädels erklärten mir, der Buggy ist die ganze Zeit bei ihnen am Guest Relation Schalter gestanden. Nachdem sie vom Abendessen zurückgekommen sind, war er weg. Sie dachten, ich hab ihn geholt. Sie haben mir versprochen, ein Auge auf alle Buggys zu werfen, aber bis heute ist er nicht aufgetaucht.

 

Und gaaaanz entsetzlich: mein Import der Buggys steht wieder mal auf der Kippe. Ich war gestern lange auf der Bank um mir eine Erklärung zu holen, zu was diese zusätzlichen Dokumente sein sollen. Mein Ansprechpartner auf der Bank war zwar nicht da, aber Mr. Ibrahim war ein super Ersatzmann. Er hörte sich alles an, telefonierte dann lange mit Schenker Kairo und gab mir dann, auf meine Frage, was ich jetzt am besten tun soll, folgenden Rat: „change the importeur. This company f.i. the staff is very bad“ he said „why you help foreigners“!!!!!! Und ich habe geglaubt mit Schenker, einer der größten Speditionen Deutschlands bin ich gut beraten.

Jetzt verlangt doch der Typ aus Kairo eine Bankbestätigung von mir, dass ich die Zahlung der Buggys, die ich schon längst von Österreich nach Deutschland überwiesen habe, an den Importeur – sprich an seine Gesellschaft gezahlt habe!! Ich habe aber an ihn nichts gezahlt, da er aber nur der Importeur ist, mein Name nirgendwo auf den offiziellen Dokumenten aufscheint und das Geschäft schon lange davor abgewickelt worden ist. Aber ich müsste noch einmal zahlen, damit ich den Beweis erbringen kann!! Mr. Ibrahim von der ABC-Bank hat aber noch eine Lösungsmöglichkeit parat: ich bringe die Kontoauszüge von mir und von Silvia, dass diese überwiesen wurde.

 

Gott sei Dank gibt es Ägypter wie Mr. Ibrahim Zaki von der ABC-Bank in Hurghada, sonst wäre mein Weltbild sehr zerstört. Ich hoffe es geht am Montag gut aus, aber dank Mr. Ibrahim hab ich ein gutes Gefühl.

 

13.01.2011

Am Montag bin ich gleich nach dem „Skype-Termin“ mit meinem Vati zur Bank. Ich habe alle Dokumente mitgehabt, habe die alle Mr. Ibrahim gegeben, der hat sie sich angeschaut und gemeint, das müsste reichen. Er wird sie Schenker schicken. Super, ich bin echt happy. Es ist einfach ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheint, herlich blauer Himmel mit ca. 23° - und dann auch noch diese positive Nachricht – Herz was willst du mehr.

 

Am Dienstag hab ich ein eher böses mail an Schenker-Kairo geschrieben. Naja, es ist zwar eine Antwort zurück gekommen („verstehe den Frust…“, „sind Zoll Bestimmungen..“, usw.) aber ich weiß nicht ob es was bewegt hat.

 

Übrigens, der Buggy ist auch wieder aufgetaucht. Den dürfte sich wer „ausgeborgt“ haben. Nachdem in der Nacht auf Freitag Abreisetag war, war er plötzlich wieder da. Auch wieder eine gute Nachricht.

 

Und dann kam die Unterbrechung durch den "Arabischen Frühling, wo ein Monat gar nichts passierte!


25.02.2011

Schenker Alexandria hat sich wieder gemeldet, die machen seit Montag wieder Dienst, es beginnt langsam die Normalität.

Ich habe vorige Woche die letzten 2 Überweisungen der Abschlussrechnung an Schenker Egypt überwiesen, die Empfangsbestätigung der Rechnung, die ich in ägyptischen Pfund überwiesen habe ist bereits da, die der Überweisung in Euro nicht – die „hängt noch“. Aber sobald die auch durch ist, steht einer Auslieferung der Buggys (hoffentlich) nichts mehr im Wege. Es wäre einfach ein schön, wenn mir Mr. Karim (von Schenker Egypt) zum 6 Monate-Jubiläum ein Geschenk in Form von einigen Kinderwägen machen würde.

 

03.03.2011

Gestern vor 6 Monaten bin ich gelandet. Wie schnell doch so ein halbes Jahr vergeht.

Es zeichnet sich jetzt auch ein Ende der „never ending Story Buggyexport“ ab. Jetzt macht Schenker Egypt auf einmal Druck, weil die Überweisung des Eurobetrages noch nicht durch ist. Mein „Banker“ hat mir aber erklärt, dass Euro-Überweisungen 10 Arbeitstage dauern. 5 Tage bei der Senderbank und 5 Tage bei der Empfängerbank! Also ärgert euch nicht mehr über die Banken in Europa. Sobald das Geld da ist, wird geliefert. Heute sind die 10 Tage um, ich hoffe jeden Tag auf die erlösende mail. Immerhin läuft seit 1. März mein Vertrag und ich bin verpflichtet zu liefern. Ich habe zwar noch keine Buggys, aber auch keine Kunden - leider haben alle Vorbestellungen storniert.

 

18.03.2011

Karim, von Schenker Kairo ist auf „Tauchstation“, ich hab ihn jetzt schon 2 Wochen nicht erreicht. Naja, vielleicht hatte er Urlaub, aber wenn sich ab Sonntag nichts tut, dann werde ich mal seine Chefs ankurbeln.

 

26.03.2011 Es geht wieder bergauf….

Schön langsam merkt man, dass wieder mehr Touristen nach Hurghada kommen. Das Treiben wird merklich mehr. Ob in der Stadt, auf der „Flaniermeile“ oder am Roten Meer. Es fahren wieder mehr Boote mit Tauchern raus. Ich habe auch den ersten Auftrag nach der Krise ausgeliefert. Es geht wieder bergauf.

 

Nachdem ich zig male Karim ange-emailt habe, habe ich Anfang der Woche erfahren, dass Karim schon seit Anfang März nicht mehr bei Schenker arbeitet und ich einen neuen Ansprechpartner habe. Der hat sich bis dato nicht gemeldet!! Ich habe ihm gestern geschrieben, ich will jetzt einen verbindlichen Liefertermin und die zusätzlich angefallenen Lagerkosten zahle ich auch nicht. Schön langsam reicht es!

 

Silvias Buggyservice Hurghada gibt es jetzt auch auf facebook. Das hat mich fast 3 Tage gekostet. Zuerst eine neue e-mail Adresse dann facebook Anmeldung. Da geht der Name nicht, fb lässt keine Firmennamen zu, schreibt mir immer nur als Benutzer „Silvias“!! Na gut, es gibt ja die Funktion der Namensänderung – da bekommt man per SMS aufs Handy einen Code mit dem man den Namen ändern kann. Nur die SMS hab ich nie bekommen! So, dann habe ich mir mal alle Möglichkeiten durchgelesen und bin auf die Möglichkeit eines Firmennamens gekommen. Also, Konto deaktiviert und ein Firmenkonto anmelden wollen, doch das ging wiederum mit der ursprünglichen e-mail Adresse nicht (bereits vergeben!!). Also, wieder neue e-mail und dann das Firmenkonto eingerichtet – jetzt funktionierts!!

 

Freitag, 01.04.2011 Morgen werden es 7 Monate….

… und bei meiner Lieferung tut sich nach wie vor (fast) nichts. Das was sich getan hat, hat mir fast die Halsschlagader zum bersten gebracht, so angestiegen ist mein Blutdruck, als ich das erste e-mail des neuen Mitarbeiters von Schenker Alexandria gelesen habe:

 

„Dear Mr.Richard

 

Good day……….

 

We tried to call you with no reply so Kindly note that we still need an other payment amount with 5000 egp as attached mails and kidly find below our bank details“

 

Mehr Nicht! Kein warum und wieso – er will einfach nur Geld!!! Ein entsprechendes Antwortmail an ihn und nach Deutschland ist sofort rausgegangen – bin gespannt!!

 

Samstag, 16.04.2011 Es geht voran….

… ich habe heute mit dem General Manager von Schenker Cairo vereinbart, dass am Dienstag meine Buggys geliefert werden! JUCHUUUUU

 

Dienstag, 19.04.2011 Es ist geschafft….

 

… genau 204 Tage, das sind fast 7 Monate nach dem Eintreffen der Buggys in Alexandria habe ich sie hier in der Wohnung!!!!!

 

Um ca. 10 Uhr kam ein Anruf vom Driver, der aber kein Englisch konnte. So war es mir nicht möglich, ihm zu erklären, wie er zu mir kommt. Er machte es aber super – er fuhr zum Hotel Magawish und ließ mich von dort anrufen. So ging ich dann die paar Meter zum Hotel und sah von einiger Entfernung schon den Schenker LKW. Ab diesem Zeitpunkt war ich mir sicher: die Odyssee ist vorbei!. Von weitem empfing mich schon der Gärtner, der mich angerufen hatte. „You are Mr. Richard“ rief er mir entgegen. Und dann ging es mit dem LKW vor meine Haustüre. Punkt 10:30 Uhr war der erste Buggy im Wohnzimmer!! Die Verpackung ist zwar ziemlich ramponiert und schmutzig, aber nach so einer langen Zeit auch verständlich. Um 11:00 Uhr waren schließlich alle Schachteln im Wohnzimmer.

 

JUHUUUU – ich bin so happy!!!!